17. August 2025

Der Verlust der Schönheit – Warum unsere Welt immer hässlicher wird

Manchmal schaue ich aus meinem Fenster auf den Zuger See und frage mich ernsthaft: Wann haben wir eigentlich beschlossen, dass Hässlichkeit eine Tugend ist? Da stehe ich also und blicke auf diese atemberaubende Naturkulisse – und was sehe ich drumherum? Betonklötze, die aussehen, als hätte ein farbenblinder Architekt einen schlechten Tag gehabt. Gebäude, so charmant wie ein Parkhaus und ungefähr genauso inspirierend. Ehrlich, manchmal denke ich, die Architekten gehören… nun ja, sagen wir mal: in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Es ist, als hätten wir uns kollektiv entschieden, dass Schönheit ein Luxus ist, den wir uns nicht mehr leisten können. Stattdessen bekommen wir „Effizienz“ und „Kostenoptimierung“ serviert – als wären das Begriffe, die unser Herz höher schlagen lassen.

Wenn Funktionalität zur Religion wird
Schaut euch doch mal um! Unsere Autos früher – das waren noch Persönlichkeiten auf vier Rädern! Ein VW Käfer hatte Charme, ein Jaguar E-Type war pure Poesie in Metall. Heute? Da fahren Kapseln über die Straße, so ununterscheidbar wie Smartphöne in schwarzen Hüllen. Aber es ist nicht nur die Architektur oder das Design. Es ist… alles. Unsere Sprache wird täglich brutaler, verkürzt zu Häppchen für Menschen mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs. Wo sind die schönen, runden Sätze geblieben? Die Melodie der Worte? Ersetzt durch Hashtags und Parolen. Mode? Ach, redet mir nicht von Mode. Da laufen Menschen rum, als hätten sie sich im Dunkeln aus einem Secondhand-Laden bedient. Nicht etwa, weil Vintage schön wäre – sondern weil alle gleich aussehen sollen. Als hätte Individualität eine ansteckende Krankheit.

Die Natur als Opfer der Zweckmäßigkeit
Und dann die Natur! Wir betonieren Wiesen zu, als gäbe es ein Guinness-Buch-Rekord für die schnellste Landschaftszerstörung. Jeder Quadratmeter muss „produktiv“ sein, „genutzt“ werden. Als wären Bäume faul, wenn sie einfach nur da stehen und schön sind. Ich erinnere mich an Sternenhimmel aus meiner Kindheit – heute? Lichtverschmutzung macht die Nacht zum orangefarbenen Nebel. Wir haben die Sterne gegen LED-Straßenlaternen getauscht. Ein schlechter Deal, wenn ihr mich fragt.

Kunst ohne Seele
In der Kunst ist es am schlimmsten. Da hängen in Galerien Leinwände, die aussehen, als hätte jemand Farbe darauf erbrochen – und alle nicken ehrfürchtig und murmeln was von „konzeptueller Tiefe“. Musik? Algorithmen produzieren austauschbare Beats, die so charakterlos sind wie die Architektur. Echte Schönheit – die, die einem das Herz zusammenzieht vor lauter Ehrfurcht – ist zur Seltenheit geworden. Ersetzt durch das, was „viral geht“, was „funktioniert“, was „messbare Ergebnisse“ bringt.

Der Riss im Ganzen
Aber wisst ihr, was dahinter steckt? Es ist nicht nur schlechter Geschmack oder Sparmaßnahmen. Es ist die Perversion einer ganzen Weltanschauung. Schönheit entsteht, wenn Menschen ein harmonisches Verhältnis zu ihrer Umgebung haben. Wenn sie Zeit haben hinzuschauen, zu träumen, zu erschaffen. Aber in einer Welt, wo alles optimiert, beschleunigt und rationalisiert wird, bleibt kein Raum für das Unnötige – und Schönheit ist herrlich unnötig. Sie dient keinem „Purpose“, bringt keine „ROI“, ist nicht „skalierbar“. Sie ist einfach da – und das reicht anscheinend nicht mehr.

 

Die Hoffnung im Widerstand

Die Hoffnung im Widerstand
Trotzdem gebe ich nicht auf. Denn Schönheit ist wie Unkraut – sie findet ihren Weg. In einem handgeschriebenen Brief, der zwischen E-Mails aufblüht. In einem kleinen Café, das sich weigert, wie eine Kette auszusehen. In Menschen, die noch merken, wenn ein Sonnenuntergang besonders ist. Und vielleicht – nur vielleicht – erinnern wir uns wieder daran, dass eine Welt ohne Schönheit eine Welt ist, in der Menschen verkümmern. Dass unsere Seelen Farbe brauchen, Formen, Harmonie. Bis dahin schaue ich weiter hin. Und sage laut, was ich sehe: Dass wir uns die Hässlichkeit nicht gefallen lassen müssen. Dass Schönheit nicht elitär ist, sondern ein Grundbedürfnis.

Es ist alles eine Frage der Perspektive – und ich wähle die Perspektive der Hoffnung.


Was denkst du? Wo spürst du den Verlust der Schönheit am meisten? Teile deine Gedanken – vielleicht schauen wir gemeinsam ein bisschen genauer hin.

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